Sand

 

Der Wind scheint mich treiben zu wollen. Peitscht meinen Rücken.
Es ist der nasse Sand, auf dem ich laufen muss. Er ist härter, über Generationen saugt er sich voll mit Wasser und verharrt doch nicht lange an einem Ort. Hier ist das Meer fleißig . Lässt Land verschwinden und trägt neues heran. Im ständigen Wechsel. Ab und zu trete ich auf eine Alge, eine Muschel oder einen spitzen Stein. Vor wenigen Wochen noch hätte ich mich geekelt oder es als schmerzlich empfunden. Wie ein kurz zuckender Blitz, wenn ich auf ein Steinchen trete, erinnert es mich, nicht langsamer zu werden. Zu beschleunigen. Wie kleine Lachgaseinspritzungen in einem Porsche.
Immer wieder erwischt der ehrgeizige Teil einer Welle, der es bis an den Strand geschafft hat, meine Füße. Das Wasser ist kalt und ich weiß, wie salzig es schmeckt. Doch es bleibt keine Zeit jetzt den verschwitzten Kopf ins tobende Meer zu tauchen. Jetzt nicht. Ich darf nicht stehen bleiben. Ich werde getrieben.

 

Einen Blick über die Schulter, auf die Welt hinter mich zu werfen ist zwecklos. Das Meer hat längst meine Spuren verschluckt. Wer hinter mir ist, interessiert mich nicht. Entweder ich bin schnell genug, oder nicht. Schneller als ich jetzt bin, werde ich nicht…nicht ohne einen neuen, kleinen Stein.
Das Ziel ist längst in Sichtweite, langsamer darf ich dennoch nicht werden. Nicht die letzten Schritte gehen. Ich werde… ich muss bis zum Schluss meine Geschwindigkeit halten und dann stehen. Wie ein Turner, der kurz vor dem Absprung am Reck nur noch hoffen kann, dass er bei der Landung nicht daneben tritt. Das gibt Punktabzug. Wenn ich mein Ziel erreicht habe, will ich es nicht um einen Zentimeter verfehlen. Es gibt nur ein Ende. Das Perfekte.

 

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